Ketogene Ernährung bei Diabetes: Wissenschaftlicher Status und Praxistipps
- jensschauberger
- 12. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Die Zahl der Diabetes-Diagnosen steigt weltweit rasant – parallel dazu forscht die Wissenschaft intensiv an innovativen Ernährungsstrategien, die jenseits klassischer Empfehlungen erstaunliche Ergebnisse liefern. Besonders die ketogene Ernährung steht dabei im Fokus: Sie setzt auf die radikale Reduktion von Kohlenhydraten und eine reichliche Zufuhr von Fetten und moderaten Mengen Protein. Doch wie wirkungsvoll und sicher ist dieser Ansatz bei Typ-2-Diabetes laut aktueller Studienlage?
Was versteht man unter ketogener Ernährung?
Die ketogene Diät ist eine spezielle Form der Low-Carb-Ernährung, bei der maximal 50 g Kohlenhydrate pro Tag erlaubt sind. Der Körper stellt nach einigen Tagen seinen Stoffwechsel vollständig um: Glukose steht kaum noch zur Verfügung, stattdessen gewinnen wir unsere Energie aus Ketonkörpern, die in der Leber aus Fett gebildet werden – ideal für die Gewichtsreduktion und den Fettstoffwechsel.
Positive Effekte auf Blutzucker, Insulin und Gewicht
Eine aktuelle Meta-Analyse zeigt, dass die ketogene Ernährung den Blutzucker und den HbA1c-Wert signifikant senkt . In mehreren randomisierten kontrollierten Studien verbesserten sich die Blutzuckerparameter der Teilnehmenden bereits innerhalb weniger Wochen deutlich . Darüber hinaus ist die Gewichtsreduktion ein zentraler Bestandteil der Diabetes-Remission: Schon 10–15 kg weniger reichen häufig aus, um die Insulinempfindlichkeit und die Funktion der Beta-Zellen zu verbessern.
Eine Untersuchung von Parry-Strong et al. (2022) zeigte, dass auch sehr niedrig dosierte Ketodiäten ("VLCKD") einen beträchtlichen Effekt auf Blutzucker und Insulinsensitivität haben – ohne große Nebenwirkungen.
Vergleich: Ketogen vs. konventionelle Diät
Doch wie unterscheidet sich der Erfolg gegenüber konventionellen Diabetes-Diäten? Ein Review von Tinguely et al. (2021) zeigt: Die HbA1c-Reduktion fällt bei Keto deutlich stärker aus als bei traditionellen, weniger kohlenhydratarmen Kostformen . Der Bedarf an blutzuckersenkenden Medikamenten nimmt signifikant ab, teils können diese ganz abgesetzt werden. Studien zeigen eine klare Alltagsrelevanz, sofern medizinische Betreuung und Aufklärung gewährleistet sind.
Lipidstoffwechsel und kardiovaskuläres Risiko
Wie wirkt sich die Ernährungsumstellung auf die Blutfettwerte aus? Die Datenlage ist nicht eindeutig. Manche Untersuchungen messen einen leichten Anstieg von LDL, aber auch einen Anstieg des "guten" HDL sowie die Senkung der Triglyceride. Insgesamt scheint Keto keine negativen Auswirkungen auf die Herzgesundheit zu haben, sofern die Ernährung ausgewogen und kontrolliert umgesetzt wird.
Praktische Tipps: Darauf solltest du achten
Ein Wechsel zu Keto sollte immer ärztlich begleitet und individuell angepasst werden. Empfehlenswert sind regelmäßige Blutzuckerkontrollen, insbesondere zu Beginn der Ernährungsumstellung. Wichtig ist zudem eine vielfältige Lebensmittelauswahl, um Mangelerscheinungen zu vermeiden – besonders Magnesium, Kalium und Vitamin D sollten beobachtet werden. Neben Eiern, Fleisch und Fisch haben sich kohlenhydratarmes Gemüse und hochwertige pflanzliche Öle wie Olivenöl bewährt.
Vielversprechendes Werkzeug für Diabetiker
Die aktuellen Daten zeigen: Die ketogene Ernährung ist ein wirksames Tool im Diabetesmanagement, vorausgesetzt, sie ist alltagstauglich, individuell gestaltet und medizinisch begleitet . Vorteile bestehen besonders für übergewichtige Typ-2-Diabetiker, aber auch Normalgewichtige profitieren von einer optimierten Glukose- und Insulinkontrolle. Vorsicht ist nur geboten bei bestehender Nierenerkrankung oder gravierenden Stoffwechselproblemen.
Die Forschung bleibt spannend – und Keto wird sicher auch in den nächsten Jahren ein zentrales Thema der Diabetes-Therapie bleiben.
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