Die synergetischen Effekte von Proteinen und Omega-3 auf die Skelettmuskelmasse
- jensschauberger
- 2. Feb.
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Die optimale Ernährung von schwerkranken Patienten bleibt ein kontroverses Thema, insbesondere im Kontext der Anpassung an die individuellen Bedürfnisse dieser Patienten. Kritisch kranke Menschen sind anfällig für Muskelabbau, was zu einem Verlust der Muskelmasse und signifikanten klinischen Auswirkungen führen kann. In den letzten Studien wurde der Schwerpunkt auf den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme und die Zielvorgaben für Protein gelegt. Ergebnisse zeigten, dass eine „moderate“ Proteinzufuhr von maximal 1,2 g/kg Körpergewicht pro Tag in den Anfangsphasen einer Krankheit am vorteilhaftesten ist. Ein zentrales Problem bleibt die anhaltende Entzündung, die als Schlüsselfaktor für den Muskelabbau identifiziert wurde.
Die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) spielen eine wesentliche Rolle als Substrate für die Synthese spezialisierter pro-resolvierender Mediatoren (SPMs), die aktiv an der Resolution von Entzündungen beteiligt sind. Es gibt Hinweise, dass hochdosierte orale Gabe von EPA und DHA nicht nur die Muskelproteinsynthese erhöht, sondern auch den Muskelproteabbau verringert und somit den Erhalt der Muskelmasse unterstützt. Insbesondere SPMs könnten bei diesen positiven Effekten eine entscheidende Rolle spielen, indem sie den Muskelproteinabbau hemmen.
Muskelmasse ist nicht nur für die Beweglichkeit und Funktionalität wichtig, sondern sie spielt auch eine Schlüsselrolle für den metabolischen Zustand des Körpers. Das Skelettmuskelgewebe macht bei gesunden Erwachsenen etwa 40% der Körpermasse aus. Bei kritischer Erkrankung kommt es binnen kurzer Zeit zu einem signifikanten Verlust an Muskelmasse, was weitere Komplikationen und die Sterblichkeit erhöht. Diese Problematik wird noch verschärft durch bestehende Sarcopenie, die oft bereits vor der Aufnahme ins Krankenhaus vorliegt und die Wahrscheinlichkeit für Muskelkatabolismus erheblich steigert.
Um die Muskelerhaltung während kritischer Erkrankungen zu fördern, muss das Gleichgewicht zwischen Muskelproteinsynthese und -abbau verbessert werden. Entzündungsprozesse stören dieses Gleichgewicht zugunsten des Abbaus und behindern die Signalwege, die für die Proteinsynthese verantwortlich sind. Diese Entzündungen sind in kritischen Krankheitsstadien weit verbreitet und können zur Mobilisierung von Aminosäuren für Energie oder zur Gewebereparatur führen, wobei ihre anhaltende Präsenz kontraproduktiv ist und zum Risiko für eine "ICU-acquired weakness" (Polyneuropathie) führt.
Bekannte Strategien zur Bekämpfung des Muskelabbaus in kritischen Situationen beinhalten die Bereitstellung ausreichender Proteinmengen, oft auch angereichert mit verzweigtkettigen Aminosäuren, sowie die Förderung von körperlicher Aktivität. Neuere Ansätze fügen den Einsatz von langkettigen Omega-3-Fettsäuren hinzu, um entzündliche Prozesse zu kontrollieren und die muskuläre Gesundheit zu fördern. Die aktuellen klinischen Leitlinien empfehlen eine Einnahme von etwa 1,2-1,3 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, wobei jedoch auch Empfehlungen für eine langsame Aufdosierung über die ersten Tage bestehen, um das Risiko schwerwiegender Komplikationen zu minimieren.
Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass eine moderate Proteinzufuhr, insbesondere in Kombination mit der Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, nicht nur die Muskelmasse erhalten, sondern auch die entzündliche Reaktion des Körpers modulieren kann. Dies könnte insbesondere ältere Patienten oder Patienten, die durch Krankheit oder Immobilisierung gefährdet sind, zugutekommen. Die Zugabe von EPA und DHA als Teil der medizinischen Ernährung könnte demnach eine vielversprechende Strategie darstellen, um den Gewinn an Muskelmasse zu fördern und die mit Entzündungen und katabolen Zuständen assoziierten Risiken zu minimieren.
Die Forschung in diesem Bereich ist vielversprechend, und es bleibt abzuwarten, wie künftige Studien die Ergebnisse bestätigen oder erweitern können. Eine fokussierte Betrachtung der Interaktion zwischen Nährstoffen, insbesondere Protein und langkettigen Omega-3-Fettsäuren, könnte zu einer wesentlichen Verbesserung der therapeutischen Ansätze für kritisch kranke Patienten führen. Letztendlich ist die individuelle Anpassung der medizinischen Ernährung an die Bedürfnisse der Patienten von zentraler Bedeutung, um die negativen Auswirkungen von Entzündungen zu verhindern und die allgemeine Prognose zu verbessern.
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